London ist eine der europäischen Metropolen (zumindest aktuell noch) in der viele internationale Trends gesetzt werden. Ob das Fahren mit Tretroller dazu gehört klären wir im Interview mit Ondrej, der seinen Lebensmittelpunkt in London hat und einen Scooter Onlineshop betreibt.
Hallo Ondřej, bevor es los geht, stell Dich bitte zuerst vor
Hey Daniel, mein Name ist Ondřej Postulka, ich bin 31 Jahre und komme gebürtig aus Tschechien. Mittlerweile lebe und arbeite ich im nördlichen Teil von London (duck end). Ein sehr schöne Gegend, die eher an ein kleines Dorf mitten in der Stadt erinnert. Ich betreibe dort den Tretroller Shop OP Scooters und bin im Hauptberuf Garten- und Landschaftsbauer. So ziemliches jedes Wochenende geht es mit der Freundin zum Rollen raus, London ist dafür wirklich gut geeignet und ich fühle mich weitaus sicherer unterwegs als mit dem Fahrrad.
Erzähl, wie bist Du zum Roller gekommen?
Ich bin in einem kleinen Dorf in Tschechien groß geworden. Damals als Kind besaß ich sowohl ein Fahrrad als auch einen Roller. Wie die meisten meiner Kumpels war ich dann lange Zeit mit dem Bike unterwegs, der Scooter war in der Jugend fast vergessen. Mit dem Umzug nach London änderte sich die Situation jedoch. Die vielen engen Straßen, das geschäftige Treiben und die vielen Menschen waren mir mit dem Rad schon fast zu stressig. Und eine kurze Erinnerung an die Kindheit half, die Tretrollerliebe wieder zu entdecken. Auch das Fahren mit der Ubahn ist aufgrund der kompakten Ausmaße einiger Roller mit weit weniger Stress verbunden und daher bin ich dem Roller mittlerweile komplett verfallen.
Was ist mit der Szene in Großbritannien und besonders in London?
Hier in London benutzen viele Leute kleine faltbare Roller wie ein Mikro usw. Aber da London und seine Einwohner sehr beschäftigt sind, gibt es selten gemeinsame Ausflüge, Stammtische oder Tretroller-Treffen.
Bei uns im Shop können übrigens auch Roller für Ausflüge gemietet werden. Das Angebot wird sowohl von den Londonern als auch von Touristen angenommen und wir sind grade dabei, auch geführte Wochenend-Touren zu planen und anzubieten. Wenn deine Leserinnen und Leser also mal nach London kommen müssen sie nicht auf Scooter-Touren verzichten.
Trendsport oder Nische – Wie stehts in UK?
Die meisten Leute sind aktuell noch auf den Tretrollern mit kleinen Rollen unterwegs. Aber es entdecken immer mehr Menschen, dass die großen Roller nicht nur interessant aussehen sondern auch Vorzüge bei der Fortbewegung besitzen. Daher sehe ich hier noch großes Potential, weg von der Nische hin zum Alltagsgerät für Jedermann.
Was muss in England passieren, damit der Sport einen ähnlichen Zulauf wie in Tschechien erfährt?
Ich lebe seit nunmehr fünf Jahren nicht mehr in Tschechien. Blickt man in Tschechien jedoch fünf Jahre zurück, war die Situation zumindest ähnlich. . Es gab lediglich ein Paar verrückte Leute, die mit ihrem Kickbike oder Mibo unterwegs waren. Und schau jetzt. Selbst auf der Tour de France und dem Giro di Italia trifft man den Tretroller an. Warum das genau so ist, ich habe keine Ahnung. Im Spaß sagen wir hier, dass wohl Drogen im Lenkrad eingebaut sind. Ich brauche nur etwas Zeit und die Leute finden den Weg und den Vorteil von Rollern.
Wirst Du oft angesprochen oder interessieren sich die Briten weniger für dein Gerät?
Oh ja, sie lieben die Roller hier und sind neugierig, da sie „so ein Fahrrad“ vorher nie gesehen haben. Daraus ergeben sich viele Gespräche und nette Kontakte 😀 Einige haben sogar Angst vor meinen Maschinen aber das legt sich im Gespräch dann schnell.
Am meisten beeindruckt mich jedoch die ältere Generation. Viele wollen sich direkt auf den Roller schwingen und eine Proberunde drehen. Wenn ich ihnen dann noch erzähle, dass das Rollen zudem gesund und weniger gefährlich als das Radfahren ist sehe ich direkt, wie in den Augen meines Gegenübers ein kleines Feuer geweckt wird.
Gibt es Events und Renntage, wo man sich treffen und austauschen kann?
Leider im Moment nicht. Wir bei OP Scooters versuchen an einigen Familientagen und Ausstellungen teilzunehmen um dem Roller etwas Präsenz zukommen zu lassen. Renn-Events gibt es bei uns aber noch nicht.
Welche Strecke sollte man unbedingt mal mit dem Roller fahren?
Eine der schönsten Strecken die ich empfehlen kann ist die Fahrt um den Fluß oder am Kanal entlang. Generell brauchst Du in London eigentlich keine Auto, wenn Du einen Roller hast. Aber die Strecken am Kanal, dass ist wirklich eine Schau.
Eine ruhige kaum befahrene Strecke die zudem eben ist und um das olympische Dorf in London führt. Außerdem laden einige der schönsten Pubs in London für eine kurze Rast ein. Einige der Pubs sind auf Booten, was dem ganzen nochmal einen besonderen Charakter verleiht.
Gibt es Hersteller oder Modelle, die in London häufig gesichtet werden?
Am beliebtesten sind aktuell Mibo Roller und auch die Yedoo Alloy Edition hast es den Briten angetan. Diese Modelle sind überproportional vertreten, wenngleich wir natürlich nicht wirklich viele Roller im Stadtbild haben.
Hast Du dir für 2018 Ziele gesetzt?
Klar. Zum einen möchte ich mit OP Scooter mehr Menschen für den Rollsport begeistern. Dazu stehe ich als Ansprechpartner in London bereit und versuche Interessierten, den Einstieg ins Rollern möglichst komfortabel zu gestalten, damit die Tretroller-Liebe nicht sofort wieder erlischt. Mein persönliches – und bis heute geheimes – Ziel? Ich werden Footbike Weltmeister bei der WM in den Niederlanden. (Naja, zumindest träume ich da manchmal von 😀)
Außerdem möchte ich natürlich, dass die Community um OP Scooters wächst, daher nutzt gerne alle unseren Hashtag und lasst auch ein Like in unserer Facebook Community da.
Copyright: Alle Bilder stammen von Ondrej Postulka