Heute im Interview: Wigald Boning

wigald boning roller koeln

Unser heutiger Interviewpartner bedarf keiner großen Vorstellung. Wigald Boning begleitet viele Leser*innen bereits seit den Neunzigern. Mit RTL Samstag Nacht startete er vor einem guten Vierteljahrhundert sein Leben in der Öffentlichkeit und dort steht er bis heute. Wobei stehen das falsche Wort ist. Bewegen passt besser. Der gebürtige Norddeutsche ist überdies auch passionierter Rollerfahrer und Sportler.

Hallo Wigald, stell dich bitte kurz vor

Ich bin 52 Jahre alt, habe drei Kinder, bin so‘ne Art freischaffender Autodidakt und treibe in meiner Freizeit viel Ausdauersport.

Erzähl mal, wie bist Du zum Rollern gekommen?

Meinen ersten Roller dürfte ich als Kind genutzt haben, aber erinnern kann ich mich hieran nicht mehr. 1998 gastierte ich als Sänger in einer Fernsehshow, der „grossen Show der Sieger“, und als Trophäe für eben jene gab es einen Microscooter. Den habe ich ausgiebig genutzt, zumal nachdem ich, ab Herbst 2000, dem Ausdauersport vollends verfallen war. Als ich das gute Stück durchgeritten hatte, legte ich mir größere Roller zu, langstreckentauglichere.

Du bist viel unterwegs, wann kommst Du denn zum Roller fahren?

Welchen Sport ich bei welcher Gelegenheit betreibe, unterliegt vor allem praktischen Erwägungen. Ich versuche, alle meine Arbeitswege aus eigener Kraft zurückzulegen. Eine Strecke von 10-20 km zwischen Hotel und TV-Studio ist fürs Rollern bestens geeignet. In der Bahn und im Flugzeug lassen sich Roller gut mitnehmen, oft sogar besser als Fahrräder, und die Wege von und zum Flughafen sind oftmals auch sehr rollertauglich, etwa in Köln: 16 km vom Terminal zum Hauptbahnhof. Taxis nutze ich nur sehr selten. Und da ich eigentlich jede Woche irgendwo unterwegs bin, verbringe ich viel Zeit auf Rollern.

Deine Frau fährt lieber Rad und du rollerst – Kannst Du diese Kombi empfehlen?

Ergänzt sich bestens, zumal meine Frau auf einem Rad ähnlich schnell unterwegs ist wie ich auf einem Roller. Auf diese Weise konnten wir schon tolle Touren gemeinsam unternehmen, etwa von Garmisch nach Riva del Garda über die Alpen. Die schönste Reise meines Lebens (ich vermute, dass meine Frau das ähnlich sieht). Ich empfehle diese Kombi allen Paaren mit ungleichen Leistungsniveaus. Auf diese Weise wird niemand überfordert und niemand muss sich langweilen.

wigald boning alpenueberquerung

Apropos Empfehlung – Welche Eigenschaft schätzt Du am Roller am Meisten?

Zum einen die Unkompliziertheit. Es kann wenig kaputtgehen; ein Roller ist eine Maschine, die ich fast in Gänze verstehe. Zum anderen werde ich auf ihm wieder zum Kind. Tief im Hinterstübchen abgespeichert sind die ersten Erfahrungen auf Rollen, die, indem man als Erwachsener wieder loslegt, wiederbelebt werden. Der Roller ist mein Lieblingssymbol für persönliche Entfaltung, für Freiheit!

wigald boning mit sohn theodor

Gab es einen besonderen Tretroller Moment?

Ich erinnere mich besonders gerne an meine längste Fahrt am Stück, von Köln nach Arnhem, 180 km. Als ich spätnachmittags an meinem Ziel eintrudelte, war ich bannig stolz. Und dann denke ich sogleich an die Strecke Osnabrück- Oldenburg, die ich schon mehrfach zurückgelegt habe, um mich am Ziel von meinen Eltern bekochen zu lassen. Auch so‘n Highlight im Jahresrhythmus.

Andere Menschen mit Tretroller trifft man selten – Geht’s dir auch so oder hast du deine Freunde bereits tretrollerfiziert?

Der einzige Freund, der nachweislich auch gerne rollert, ist Bernhard Hoëcker. Bei „Nicht nachmachen!“ hatte er einen kleinen Klappscooter am Set, mit dem er den Weg zum Maskenmobil zurücklegte. Aber ob das auf meinen Einfluss zurückgeht? Da bin ich skeptisch.

Wie reagiert denn dein Umfeld auf dich mit Roller? Überwiegt die Neugierde, wenn sie dich mit Roller sehen oder ist es eher eine Reaktion ala „Jetzt hat der Wigald wieder was neues Kurioses entdeckt“

Nein, bei „Genial Daneben“ bin ich als Trottinettist bekannt. Nach anfänglicher Verwunderung ist es inzwischen ganz normal, dass ich morgens per Roller ins Studio komme. Ab und an darf ich etwas erklären, etwa neulich, als der liebe Kollege Joey Kelly zu Gast war. Der hatte sogar einen ganzen Haufen an Fachfragen; womöglich habe ich ihn inspiriert…

Was denkst Du, warum entdecken den Roller nicht mehr Menschen als Fortbewegungsmittel für sich?

In der Hierarchie der Verkehrsmittel steht bei uns (noch) das teure Auto ganz oben. Es suggeriert dem Betrachter, dass der Fahrer ein solventer, potenter toller Hecht ist. Auch teure Rennräder taugen zu dieser Art der Persönlichkeits-Veredelung. Um Roller toll zu finden, muss man einmal um die Ecke denken: Weg vom platten Protzen, hin zu einer subtileren Form der Angeberei (lacht).

Du als Medienexperte, welchen Rat kannst Du Händlern und Herstellern geben um den Roller aus der Nische zu führen?

Ich würde einerseits die praktischen Vorteile und gleichzeitig den nonkonformistischen Aspekt hervorheben. „Wer rollert, ist anders“. Und die Gleichung Roller = Freiheit ist wichtig. Man wähnt sich sogar noch freier als auf dem Fahrrad (kein Kettenöl etc). Mit der Verkehrswende wird der Roller natürlich einen ganz anderen Stellenwert bekommen – mit und ohne E-Unterstützung. Als Fachhändler wäre ich durchaus optimistisch.

Du bist ja auch ohne Roller sehr umtriebig. Wie wird man denn Weltmeister im Langsamschwimmen?

Man muss einfach als Landratte mit überschaubarem Talent bei ungünstiger Gegenströmung den Bodensee von Friedrichshafen nach Romanshorn durchschwimmen – so wie ich. In der offiziellen Liste der Bodenseedurchquerer belege ich den allerletzten Platz, und es schaut so aus, als seien meine 7:24 Stunden ein Rekord für die Ewigkeit. Über meinen sportlichen Werdegang halte ich auch Vorträge. Kommt vorbei und hört zu!

Copyright Bilder: Wigald Boning

2 Kommentare

  1. Sehr schön Wigald,
    mit dir, Joey K. und Bernhard H. würde ich auch mal gerne eine Mehrtagestour machen ! Meld dich bitte. Lg aus der Eifel, Peter „Molle“ Lames

  2. Ein schöner Beitrag, Danke dafür.
    Es ist immer wieder schon zu sehen, dass man mit dem Rollern eben doch nicht alleine ist. Ich fahre auch Fahrrad, gehe Laufen etc, aber auf meinen Rollern sehe ich nie Mitstreiter. Ich hoffe, mehr Leute auf die Roller zu bringen, notfalls auf die elektrischen. Ich trete lieber selbst.

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