David Pasek ist einer der beiden Gründer des österreichischen Tretroller und Tretschlitten Verbandes TTVÖ und hat uns, das Tretroller Magazin, als Erster angeschrieben und seine Unterstützung angeboten. Ist hiermit angenommen. Aber es gibt noch zahlreiche weitere Gründe mit ihm ins Gespräch zu kommen.
Hallo David, stell dich doch bitte einmal vor!
Ich habe tschechische Wurzeln, lebe mit meiner Familie in Wien, führe ein junges Architekturbüro, bin journalistisch tätig und generell an Gesellschaft und aktuellen Tendenzen interessiert.
Wie bist Du zum Tretrollersport gekommen?
Ich war sportlich aktiv – bin hobbymäßig Mountainbike Rennen gefahren – und habe mich für den Radsport generell interessiert. Um mein Tschechisch frisch zu halten habe ich tschechisches Fernsehen gestreamt und auch die Übertragungen der 100. Tour de France gesehen. 2013 gab es immer wieder Berichte über eine Gruppe von Leuten- überwiegend Tschechen – , die die gesamte Distanz einen Tag vor den Radfahrern auf Tretrollern absolviert haben – unpackbar. Dann habe ich bei einem Friday Night Skating -mit Inlineskates – einen Typen mit Roller und diesem Dress getroffen – Guido Pfeiffermann – der als Österreicher die Königsetappen mit absolviert hat. Er bot eine Testfahrt an und ich habe gewusst, dass dies mein Leben verändern wird.
Du hast einen Tretroller Verband ins Leben gerufen! Wann war das, was war der Auslöser und wer ist noch mit an Bord?
Gemeinsam mit Guido Pfeiffermann haben wir den TTVÖ – Tretroller und Tretschlitten Verband Österreichs – im Jahr 2016 gegründet. Unsere Motivation war, eine Kommunikationsplattform auf der internationalen Ebene – zB. mit der IKSA – zu haben, aber auch, damit sich kein anderer Verband diese Sportart einverleibt und ohne genaue Kenntnis Rahmenbedingungen bestimmt… und natürlich ist es für uns ein Vehikel für die Bewerbung der Sportart.
Wie groß ist der Verband bereits und was denkst Du wie viele aktive Rollerfahrer es in Österreich bereits gibt?
Beim Verband können laut Statuten nur Vereine Mitglieder werden und dies ist in Österreich erst im Aufbau. Sportlich gibt es an mehreren Orten Pioniere und es gibt etwa 8 – 12 aktive Sportler, die auch an Wettbewerben teilnehmen und sehr viele mehr, die einfach aus Freude an der Bewegung rollen.
Wie darf man sich die Verbandsarbeit als Außenstehender denn vorstellen?
Weil wir im wesentlichen nur zu zweit sind, macht jeder was gerade ansteht – Pressearbeit, Grafik, Kommunikation, Organisation von Rennen und anderen gesellschaftlichen und sportlichen Aktionen etc.
Was glaubst Du, welchen Stellenwert kann der Tretroller in Österreich in den nächsten Jahren noch erreichen? Was ist dazu nötig?
In Österreich ist das Potential für die Verbreitung von Tretrollern noch gewaltig. Wir bemühen uns diesen so gut wir können sichtbar zu machen und die vielen Vorteile darzustellen. 2018 werden wir sicher wieder einige Rennen veranstalten, allerdings werden es überwiegend Fahrradveranstaltungen sein, die auch eine Tretroller-Kategorie bieten. Heuer im September wurden wir z.B. eingeladen bei der Eddie Merckx Classic in Salzburg auf der 63 km Strecke an den Start zu gehen und dies sollte es auch nächstes Jahr geben.
“Kick the Ring” wird es im August sicher wieder geben und im Juni das “Mitterberg Race” – die dritte österreichische Crossrollermeisterschaft.
In Österreich sind die Möglichkeiten Tretroller zu kaufen oder zu probieren eingeschränkt und das ist sicher ein Problem. Die größeren Sportartikelhändler haben aktuell kein Interesse den Sport zu entwickeln und jene Leute bei denen man aktuell kaufen kann haben viel Begeisterung aber eingeschränkte Kapazitäten.
Ihr habt ja eine Tretroller EM und damit ein ganz dickes Trittbrett gebohrt, was war dazu nötig und wie wollt ihr das nochmal toppen? Wie lief das Ganze ab?
Vorerst haben wir nicht vor etwas ähnliches wie die EM zu veranstalten 😉
Das Ganze hat sich daraus ergeben, dass fast die gesamte Tretrollerwelt “Kick Italy 2017” unterstützt hat und die EM nach der Ausgabe 2016 in Lipnik idealerweise nicht in Tschechien stattfinden sollte. Seit vielen Jahren gibt es das Rennen “Kick the Ring” in Salzburg und sehr optimistisch haben wir angenommen, dass es einfach möglich wäre, um dies herum so eine Großveranstaltung aufzuziehen.
Tatsächlich ist es recht gut gelungen aber ein ganz großer Dank gebührt unseren Kooperationspartnern, Thomas Stöggl von den Inlineskatern und Bernhard Gruber vom USC Koppel, die sich gewaltig ins Zeug gelegt haben und den Löwenanteil der Knochenarbeit geleistet haben, aber auch durch Ihre lokalen Kontakte vieles ermöglicht haben, was wir aus Wien nicht geschafft hätten.
Die EM hat an drei Tagen an drei verschiedenen Orten stattgefunden und es wurden Europameister und Europameisterinnen in vier Wettbewerben ermittelt: Sprint, Kriterium (in Österreich steil bergauf), Staffel und im langen Rennen. Weil wir gleichzeitig auch die österreichischen Meisterschaften in diesem Rahmen abgehalten haben, waren 252 Medaillen nötig.
Das Ganze ging erstaunlich gut über die Bühne – niemand hat sich verletzt und mir sind bis jetzt auch keine schwerwiegenden Beschwerden zu Ohren gekommen.
Welche Nachwirkungen hat denn die Europameisterschaft – Lässt sich dazu schon was sagen?
Für uns war es das Limit dessen was wir schaffen können und nach der Veranstaltung hat sich zur Euphorie auch einiges an Erschöpfung gemischt 😉
Zu den Nachwirkungen gehört sicher, dass wir den Bekanntheitsgrad des Sports einen kleinen Tick erhöhen konnten und dass wir jetzt auch in der Nachlese kommunizieren können, dass es ein ernsthafter Sport ist. Zudem haben wir im Zuge der Veranstaltung Österreicher entdeckt, die uns gleich um die Ohren gefahren sind – gut so!
Weiters finden wir wichtig, dass es eine Großveranstaltung abseits der Staaten gegeben hat, die aus unserer Sicht eh schon das Tretrollermekka sind – also Holland und Tschechien.
Wie sah es denn mit der Unterstützung aus? Zufrieden? Wer hat denn noch mitgeholfen, das Event erfolgreich zu gestalten?
Die Veranstaltung war eine absolute low-Budget Angelegenheit und wurde im wesentlichen aus den Startgebühren bestritten. Das Tourismusbüro und die Gemeinde Koppel hat uns unterstützt, aber im Wesentlichen gebührt der Dank den engagierten Personen von Seiten der Inlineskater, des USC Koppel, unserem Platzsprecher Gregor Brannekämper der moralischen Stütze Zdenek Černy und jedem der mit Hand angelegt hat, wie z.B. meine Eltern und deren Freundin Alena Jahodova, unsere Fotografen Daniela und Gerhard Zitzmann aber auch Juliane Kovacs, die für die jeweiligen Sieger der Kategorie Statuen als Trophäe produziert hat.
Kurz vor der Veranstaltung ist uns die Videodokumentation ausgefallen und so habe ich besondere Freude damit gehabt, dass Maxime Reijne vom holländischen Team stepteam high level die Veranstaltung dokumentiert hat.
Trotz großer Mühen ist es uns leider nur in einem geringem Maß gelungen die Medien zu erreichen – aber es gab einen Fernsehbericht im ORF – und das war spitze und davon benötigen wir mehr. Dank gebührt auch den Sponsoren – der Firma Kickbike und der Baufirma big-nobilis.
Glückwunsch zum 6ten Platz in der Gesamtwertung. Wie hast Du das Rennen für Dich selbst erlebt?
So gut habe ich irgendwo abgeschnitten? Das kann ich mir gar nicht vorstellen 😉 Es ist ziemlich schwierig Veranstalter zu sein und auch an den Start zu gehen. Im Vorfeld hatte ich wegen der Organisation wenig Zeit für das Training und gleichzeitig muss man schon auch feststellen, dass das sportliche Niveau in den letzten Jahren unglaublich gestiegen ist. 2018 möchte ich auf jeden Fall schneller rollen 😉
Auf welchen Strecken fühlst Du dich am Wohlsten und bei welchen Gelegenheiten fährst Du am liebsten?
Ich rolle fast alle Wege im Alltag und natürlich auch oft Touren um Wien. Ideal ist dafür der Wienerwald – da gibt es Möglichkeiten den Rennroller zu nehmen oder auch mit dem Crossroller über Trails und Waldwege zu flitzen – gleichzeitig sammeln sich auch ein paar Höhenmeter.
Gibt es eine Entwicklung die Du besonders aufmerksam verfolgst?
Grundsätzlich liegen mir die sportlichen Roller besonders am Herzen und ich kann mich schon sehr in Details hinein tigern um dann um jedes Gramm abzuwägen und mich Stunden mit Kugellagern zu beschäftigen. Unter dem Strich zeigt sich dann aber immer, dass es eher wurscht ist, denn es geht um Kraft und Kondition, die dann fehlt.
Die Rollerentwicklung verfolge ich aber genau, denn je besser die Roller sind, desto mehr Freude macht es.
Zu Beginn meiner Rollerkarriere hat mir Guido seinen Racemax 20 verkauft und ich dachte meine Rollerwelt ist für immer in Ordnung – und aktuell habe ich den 7. Roller bestellt 😉
Wer mal nach Österreich zum Rollern kommt sollte unbedingt welche Strecke fahren?
Den Großglockner sollte man auf jeden Fall kicken 😉 Spass beiseite – da Österreich ein recht gut ausgebautes Netz an Radwegen hat, findet man überall wunderbare Routen. Im Unterschied zu Deutschland gilt der Tretroller laut Straßenverkehrsordnung als Fahrrad und das ist ein großer Vorteil.
Wie sieht es denn mit Verleihstationen aus – Habt ihr bereits ein dichtes Netz für all jene die ohne Roller anreisen?
In Wien gibt es ein Hotel, das geführte Stadttouren mit Tretroller anbietet und damit großen Erfolg hat. Ein Netz an Verleihstationen gibt es in Österreich noch nicht – also am Besten den eigenen Roller mitnehmen!
Was war dein größter/schönster Tretroller Moment?
2016 habe mit dem “Team Austria” – Guido Pfeiffermann, Jurek Milewski und ich Österreich an der breitesten Stelle von Süd nach Nord durchquert – 406km in 23:56 – dies bei durchaus widrigen Bedingungen zu schaffen war eine Leistung, auf die ich sehr stolz bin.
In besondere Gesellschaft haben wir heuer zu Ostern als internationales 6-köpfiges internationales Team die geteilte Insel Zypern an der längsten Stelle durchquert und dabei Land und Leute kennen gelernt: Der Tretroller als völkerverbindendes Sportgerät.
Den gesamten Zypern Bericht kannst du hier bei Tritt.at nachlesen
Im heurigen Mai haben wir uns für zwei Etappen der Expedition “Kick Italy 2017” angeschlossen und der Weg Richtung Bergamo in Gesellschaft jener Sportler, die die gesamte Strecke des 100. Giro d´Italia absolviert haben, war sicher auch ein Highlight des Jahres.
Den Bericht zur Kick Italy 2017 hat Tritt.at hier bereit gestellt
Hier noch eine wehmütige Erinnerung an das tschechischen Etappenrennen “Etapak” an dem ich in zwei von drei Ausgaben teilnehmen konnte. Dieses mehrtägige Rennen war ein echtes Fest des Sports – einerseits ganz ernsthaft und hervorragend organisiert – dann auch immer mit einem Augenzwinkern voller Humor. Leider bewegte sich die Organisation damit am Rande der Legalität und den Organisatoren wurde das Risiko aus verständlichen Gründen zu hoch.
Auf welchen Events trifft man Dich denn sicher im nächsten Jahr?
2018 werde ich bei der EM in Holland an den Start gehen und wenn möglich werde ich die Eurocup Serie absolvieren. Eventuell gibt es eine weitere Aktion in Zypern und auch sonst haben wir einige Ideen.
Warum sollten die Österreicher/innen, die diesen Beitrag lesen am besten noch heute eurem Verband beitreten und was müssen sie dafür tun?
Also um dem Verband beizutreten gründet man am Besten mit seinen Rollerfreunden einen Verein dann treten alle ein 😉 Idealerweise “liked” man unsere Seite auf facebook und bekommt so alle Informationen. Und es ist etwas wunderbar freudvolles Tretroller zu fahren!
TTVÖ (Tretroller u. Tretschlitten Verband Österreich)
Große Neugasse 6/22
A-1040 Wien
Copyrights:
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