Interview mit Andre Thiemann

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Um André Thiemann kommt man in der Deutschen Tretroller Gemeinschaft nicht herum. Man würde ihm nicht Unrecht tun, ihn als den German Mr. Kickbike zu bezeichnen, denn er treibt den Sport hierzulande mit großer Kraft voran. Er steht dem Verein Deutscher Tretroller Verband e.V. vor, organisiert und plant Events wie Touren, nimmt an selbigen Teil und ist außerdem heute im Gespräch bei uns.

Hallo André, stell dich doch bitte unseren Lesern kurz vor. 

Ich komme aus dem Münsterland und wohne mit meiner Frau und drei Hunden an der niederländischen Grenze und arbeite in einer Augenklinik in der Personal- und Finanzbuchhaltung.

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Ein Mann und sein Roller. André Thiemann unterwegs mit seinem Kickbike.

Du bist ja schon länger dabei. Was hat sich denn in den letzten Jahren in Bezug auf den Tretroller Sport getan?

Ganz so lange bin ich dann doch noch nicht dabei. Der Sport, hier meine ich den Wettkampfsport, ist wie alle anderen in Bewegung. In einigen Ländern wird es langsam mehr, in Deutschland wurde es leider schlagartig weniger. Wir im DTRV versuchen nun diesen Trend aufzuhalten und umzukehren. Aber das ist nicht die einzige Aufgabe.

Welche Aufgaben und Ziele habt ihr denn mit dem DTRV? Und wie lange gibt es den Verband bereits?

Den Verband als Dachorganisation gibt es seit 2010. Der satzungsmäßige Zweck liegt in der Förderung des Tretrollersports, der Jugend und des öffentlichen Gesundheitswesens. In der Praxis bedeutet das, das wir zum einen Wettkämpfe für alle Altersklassen organisieren, zum anderen alle Tretrollerfahrer/innen animieren im Bereich Breitensport z.B. an CTF oder RTF teilzunehmen.

Natürlich steht auch das Touren fahren auf der Agenda. Hier sieht man, dass der Tretroller auf der Straße als auch im Gelände zum Einsatz kommen kann. Generell sehen wir den Verband als eine Art Plattform für alle Interessierten und auch als Ansprechpartner.

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Daily Business: Verbandsarbeit bringt auch viele Orga-Tätigkeiten mit sich.
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Gemeinsam Gutes tun: Burkhard Hein, der Gründer der Initiative Kilometer für Kinder mit André Thiemann vom DTRV.

In Österreich können nur Vereine dem hiesigen Verband beitreten. Wie sieht die Situation in Deutschland aus?

Bei dieser Frage kann ich mich kurz fassen. Es kann jeder dem Verband beitreten.

Was steht denn 2018 auf der Agenda?

Natürlich soll es auch in 2018 wieder eine Deutsche Meisterschaft geben. Ferner sind wir mit mehreren Veranstaltungen auf der Straße und im Gelände beschäftigt. Im Bereich Veranstaltungen stehen die Weltmeisterschaft in Losser (Niederlande) sowie die Eurocups für die Wettkampffahrer/innen an. Diese werden voraussichtlich in Tschechien und in Estland stattfinden.

Für alle besteht wieder die Möglichkeit bei den ganz großen Rennrad Events Eschborn-Frankfurt und Hamburg Cyclassics mit dem Tretroller mitzufahren. Bei dem Europac Marathon in Görlitz werden sicherlich die Tretroller auch wieder vertreten sein. Im Cross gibt es bereits mehrere Meldungen für das 24h Rennen rund um den Alfsee. Und bei der WWBT (Westfalen Winter Bike Trophy) werden die Mountainbiker auch auf Tretroller treffen.

Tretrollersport in Deutschland – Ist der Roller schon in der breiten Masse angekommen?

In der breiten Masse ist der Tretroller noch lange nicht angekommen. Dafür fehlt es an Öffentlichkeit. Aber er ist auf dem Weg aus seiner Nische heraus zu kommen. Von großer Hilfe ist da sicherlich der Zughundesport mit seiner Kategorie des Dogscooter. Auch die positiven Erwähnungen der „Einzelkämpfer“ in der lokalen Presse überall im Land wecken das Interesse. Aus meiner Erfahrung scheint es ein großes Problem zu sein das man sich „lächerlich“ macht auf dem Tretroller. Es ist für viele immer noch ein Kinderspielzeug.

Gibt es Erhebungen darüber, wie viele Tretrollerfahrer in Deutschland unterwegs sind oder kannst Du die Fahrer/innen alle beim Vornamen nennen?

Die aktiven Wettkampffahrer in Deutschland kann man im Moment an zwei Händen abzählen. Über die Anzahl der Tretrollerfahrer in Deutschland insgesamt gibt es keine Erhebungen, da kann ich nur schätzen.

Zurück zu Dir, wie bist Du denn zum Rollsport gekommen?

Ich habe damals eine Alternative für den Hund gesucht. Dann habe ich soviel Spaß an dem Sport gefunden und fand das freundliche, erfrischende Drumherum so toll das der Hund größtenteils Zuhause bleiben mußte und ich „alleine“ unterwegs bin.

Und was sind für Dich die größten Vorteile gegenüber anderen Sportarten / Was macht für Dich den Reiz aus.

Man benötigt keine besondere Veranlagung oder Talent. Einfach draufstellen, los rollern und Spaß haben. Zudem ist es wie beim Radfahren oder Joggen, man ist relativ losgelöst von Ort und Zeit. Da die Geschwindigkeiten mit dem Tretroller beim touren um einiges geringer sind ist es in unserer heutigen hektischen Zeit für mich auch eine gute Möglichkeit die Schönheiten links und rechts wahrzunehmen. Im Bereich des Wettkampf ist es vor allem der freundliche familiäre Umgang und das man Menschen allen Alters trifft.

Wie oft trainierst du denn und wie lange braucht es, um deine beachtlichen Distanzen zurücklegen zu können?

Bis zum Sommer stand ich in diesem Jahr 3-4 x pro Woche auf dem Tretroller. Überwiegend Grundlagentraining um die Basis für lange Distanzen zu schaffen. Im Moment sind es noch 1-2 x pro Woche. Um eine zeitliche Einschätzung zu geben muss man das Ziel kennen. Daran richtet man sich dann aus und muss früh genug mit dem Training beginnen und auch bei nicht ganz so gutem Wetter dem inneren Schweinehund den Kampf ansagen.

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Was rätst Du Anfängern, die noch nicht wissen ob ein Tretroller das Richtige für Sie ist?

Bevor „irgendein“ Tretroller gekauft wird sollte man schauen ob ein Händler in der näheren Umgebung ist. Vielleicht gibt es auch den ein oder anderen Tretrollerfahrer in der Nähe. Diese sind auch immer gerne bereit die eigenen Erfahrungen zu teilen. Das wohl größte Forum auf Facebook ist die Gruppe Trittbrettfahrer. Oder man fragt einfach mal beim Verband nach.

Gibt es Irrtümer in Bezug auf den Tretroller, die wir an der Stelle aufklären können?

Die wohl am häufigsten gestellte Frage ist die ob man auch mal das Bein wechselt.Der wohl häufigste Irrtum besteht darin das der Tretroller mit dem Scooter verwechselt wird.

Wenn hier über Tretroller gesprochen wird ist immer ein luftbereiftes Modell gemeint. Die Geschwindigkeit wird ebenfalls von vielen unterschätzt, 13-16 km/h auf längeren Strecken sind auch für ungeübte Fahrer nicht unmöglich.

In der STVO ist der Tretroller als Spielzeug eingestuft und gehört somit offiziell auf den Gehweg. Wenn man allerdings die vorgenannten Geschwindigkeiten sieht erkennt man hier direkt das Problem. Allerdings würde eine Gleichstellung mit dem Fahrrad auch nicht unerhebliche Nachteile mit sich bringen. Gerade in größeren Städten ist die Situation zwischen PKW und Fahrrad schon sehr bedenklich, sollten hier auch noch die Tretroller auf die Straße kommen.

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen das die Benutzung der Radwege noch von niemandem beanstandet wurde. Und mit gegenseitiger Rücksicht fährt es sich für alle am gesündesten.

Copyright: Alle Bilder stammen von André Thiemann

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Deutscher Tretroller Verband e.V.
c/o Andre Thiemann
Postfach 15 17
48696 Stadtlohn

Zur Webseite des DTRV

2 Kommentare

  1. Hallo Daniel,

    schöne Interviews (mehr davon), vielleicht könntest du noch die privaten Seiten der Interviewten verlinken neben den offiziellen Verbandsseiten, gerade für Neulinge im Tretrollersport würde so im Laufe der Zeit eine interessante Linksammlungen entstehen. Von Andre Thiemann fallen mir z.B. auf Anhieb drei schöne Seiten ein.

    Gruß
    Uwe

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