Heute testen wir mit dem Qeridoo Kidgoo 1 (Modell 2019) einen Kindersportwagen. Er besticht vor allem durch seine Flexibilität, ist er doch Kinderwagen, Kinderfahrradanhänger und Jogger zugleich. Das 3-in-1 Modell für outdooraffine Eltern unter den Kinderwagen sozusagen. Ob es mir gelingt, die sportliche Kutsche des Erstgeborenen nicht nur ans Rad sondern auch an den Roller zu montieren, erfahrt ihr in meinem Testbericht.
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Inhaltsverzeichnis
Lieferumfang
Das Paket wurde per Spedition geliefert und hat beachtliche Ausmaße. Alles wurde sauber verpackt und sicher durch Transportspezialist Iloxx geliefert. Der Lieferumfang ist gewaltig, aber noch beherrschbar.
- Kabine
- 20 Zoll Laufräder (2 Stück)
- 8 Zoll Buggy-Rad
- 14 Zoll Jogger-Rad und Schnellspannachse
- Schiebegriff
- Kopfstütze
- Kopfprotektoren mit Reflektoren
- Radabweiser
- Gabelstangen (2 Stück)
- Universalkupplung
- Deichsel
- Sicherheitswimpel
- Rücklicht (StVZO-konform)
- Innensechskantschlüssel
- Scheibenbremse Montage-Set
- Bedienungsanleitung
Montage
Den Aufbau des Qeridoo hatte ich mir schwierig vorgestellt. Ich dachte, ein Kinderwagen besteht aus vielen Einzelteilen, die alle erst montiert werden wollen. Allerdings, nachdem man alle Teile vor sich ausgebreitet hat wirkt alles logisch und nicht mehr so erschlagend. Die Kabine ist bereits größtenteils vormontiert und ein Großteil des Lieferumfangs wird für die Montage der jeweiligen Reifen bzw. der Fahrraddeichsel benötigt. Außerdem liegt dem Set bereits eine Scheibenbremse bei, die bei Bedarf und handwerklichem Geschick optional montiert werden kann. Schon bei der Montage der Einzelteile gewinnt man den Eindruck ein sehr wertiges Produkt in Händen zu halten. Alle Komponenten sind stabil, haben keine scharfen Kanten und überall dort wo nötig, Sicherheitshinweise zur ordnungsgemäßen Verwendung angebracht.
Was mir nicht auf Anhieb einleuchtete, war die Platzfunktion der Kabine. Hier musste ich die Bedienungsanleitung mehrfach studieren um dem Schritt folgen zu können. Bei der Montage der Kopfprotektoren hatte ich ebenfalls Mühe. Für mein subjektives Empfinden muss hier – sofern ich alles richtig gemacht habe – gehörig Kraft und Geduld aufgebracht werden. Da es letztlich dem Schutz des Kindes dient, bin ich aber ebenso froh darum, da die Verbindung sich definitiv nicht mehr ohne großen Kraftaufwand lösen lässt.
Das kleinste Bauteil trieb mir jedoch kurzzeitig Schweiß auf die Stirn. Eine kleine M4 Schraube fehlte, so dass ich den Griff erst nach einem Besuch im Baumarkt festschrauben konnte.
Trotzdem: Der Kidgoo lässt sich auch durch ungeübte Hände in weniger als einer Stunde aufbauen. Die Bedienungsanleitung ist voll umfänglich und reichlich bebildert. Das gefällt mir sehr gut. Auch ist die Anzahl der Schritte überschaubar, zur Not kann man mit gesundem Menschenverstand oder der Zuhilfenahme von Youtube Tutorials behelfen.
Die Aufbauschritte zum Nachverfolgen:
- Pro: Insgesamt sehr einfacher Zusammenbau, viele Teile bereits vormontiert.
- Contra: Eine Schraube für den Schiebegriff fehlte, für die Kopfprotektoren war Kraft nötig
Kidgoo 1 2019 im Test
Nachdem die Montage des Kidgoo 1 geschafft ist, geht es an Sammeln der ersten Erfahrungen.
Kinderwagen
Mindestens zweimal am Tag begleitet mich der Kidgoo 1 nun als Kinderwagen. Nämlich bei der morgendlichen und der abendlichen Runde mit dem Hund. Unsere Testumgebung bietet abwechslungsreiche Topographie. Anders ausgedrückt. Wer es hier schafft, schafft es überall. Hügel, Feldwege, Schotter, Wald und natürlich auch Asphaltboden. Straßen und Bürgersteige gibt es hier auch. Das sei obligatorisch erwähnt. Als direkten Vergleich kann ich einen Bugaboo Kinderwagen heranziehen, allerdings soll es hier um die Eigenschaften des Kidgoo gehen.
Zunächst bemerke ich, dass der Kidgoo mit seiner Breite von 72 cm mit mehr Geschick aus der Haustüre manövriert werden möchte. Doch ich fasse kaum den Gedanken zu Ende da kommen auch schon die ersten Treppenstufen des Hauseingangs. Und die sind dank der 20″ Laufräder jetzt ein Kinderspiel. Mühelos und sicher gleitet der Kinderwagen über die Kanten hinweg. Der Weg zurück wird sofort ausprobiert und ein Lächeln macht sich breit. 2 Stufen nimmt der Wagen aus dem Stand. Vorwärts. Ich grinse. Rückwärts klappt es natürlich ebenfalls reibungslos.
Das 8″ große, luftbereifte Vorderrad bewegt sich um 360° und macht den Kidgoo 1 damit sehr wendig. Auf Wunsch lässt sich das Rad aber auch mit einem leicht-führigen Hebel fixieren und der Wagen fährt schnurstracks grade aus.
Bei meiner Hausstrecke geht es in der Regel durch den angrenzenden Wald. Wurzeln und Steine gehören zur Tagesordnung. Die 20 Zoll Bereifung in Verbindung mit der Federung lässt den Wegen ohne großes Gerappel über den Boden bewegen. Ein Komfort, den ich bereits seit der ersten Fahrt nicht mehr missen möchte.
Jogger
Um den Kidgoo 1 zum Joggen mitzunehmen ist eine kleine Modifikation notwendig. Das 8″ Buggyrad wird abmontiert und gegen das 14″ Jogger-Rad getauscht. Der Vorgang ist innerhalb weniger Handgriffe erledigt. Der Reihe nach: Zunächst wird das Buggyrad oder die Deichsel via Schnellspanner bzw. Klickverschluss entfernt. Dann werden die beiden Gabelstangen in die Deichselaufnahme geführt und es macht wieder gut hörbar klick.
Durch die Gabelstangen erhält der Kindersportwagen einen verlängerten Radstand und das 14″ Zoll Vorderrad bringt zusätzliche dämpfende Eigenschaften mit. Im Gelände macht sich die Umrüstung wirklich bezahlt, denn sowohl Wurzeln als auch Schlaglöcher verlieren weiter an Gefährdungspotential. Dazu trägt auch wieder die vollautomatische Federung an den 20″ Hinterrädern bei. Seit dem Modell Kidgoo 1 2019 kommt hier eine ALFA-Federung (Absorbierende Luftfeder-Automatik) zum Einsatz und diese – so meine Eindruck – macht sich grade beim Joggen bezahlt.
Das Vorderrad ist nun starr, was beim Joggen von Vorteil ist. Der Wagen bewegt sich nunmehr wie auf Schienen. Es dauert nur wenige Minuten bis die Umgewöhnung an das neue Lenkverhalten abgeschlossen ist. Und dann macht die Fortbewegung wieder richtig Spaß.
Kinderfahrradanhänger am Tretroller
Der Qeridoo Kinderwagen lässt sich mit ein paar Kniffen auch an einen Tretroller für Erwachsene anbringen. Hier ist ein wenig Bastel-Arbeit nötig sein, da man sonst beim Treten an die Deichsel schlägt. Das schmerzt. Mit tatkräftiger Unterstützung haben wir uns mit einem alten Fahrradrahmen beholfen und diesen zu einer Verlängerung der Deichsel umfunktioniert.
Sobald der Kinderwagen am Tretroller montiert ist habe ich eine erste Probefahrt – noch ohne Kind – unternommen. Das zusätzliche Gewicht und die Verlagerung des Schwerpunktes spürt man direkt, das Fahren ist anfangs etwas ungewohnt. Aber schon nach kurzer Zeit fühlte ich mich sicher genug, um die Ausfahrt mit Kind zu wagen.
Mir machen die Ausfahrten fast genauso viel Spaß allerdings ist das zusätzliche Gewicht ein spürbare Mehrbelastung. Insbesondere bei den Passagen mit Steigung muss man sich schon ins Zeug legen, damit einen das Gewicht nicht wieder die Straße bergab zieht. Das Fahrverhalten muss man ebenfalls anpassen und bei Kurven einen weiteren Radius einplanen.
Kinderfahrradanhänger
Die Montage am Rad gelingt ohne Mühe und alle erforderlichen Zubehör-Teile werden von Qeridoo mitgeliefert. Hierzu wird die mitgelieferte Deichsel an der Hinterradaufhängung montiert und schon kann der Ausflug mit Fahrrad und Kinderwagen starten. Dank ausführlicher und gut bebilderter Bedienungsanleitung stellt die Montage kein Problem dar.
Besonderheiten
Oftmals sind es Details, die einen gutes von einem schlechtem Produkt unterscheiden. Manche Besonderheiten sind so offensichtlich, dass sie kaum einer Erwähnung bedürfen.
Sicherheit
Für die Sicherheit der kleinen Passagiere hat sich Qeridoo einiges einfallen lassen. Zunächst einmal die Dinge, die unmittelbar der Sicherheit und weniger dem Komfort dienen.
Das Modell entspricht der DIN EN 15918, in der die sicherheitstechnischen Anforderungen an einen Fahrradanhänger geregelt sind. Qeridoo selbst schreibt auf der eigenen Website, dass sie bei der Entwicklung weit über die DIN Norm und die Anforderungen der StVZO hinaus gehen. Äußerlich fallen mir sofort die neuen Kopfprotektoren auf, die verhindern, dass der Kopf des Kindes beim Umfallen des Wagens auf den Boden aufschlägt.
Rund um den Kidoo 1 sorgen Reflektoren und ein im Lieferumfang enthaltenes Rücklicht sowie der Wimpel dafür, dass der Sportwagen für andere Verkehrsteilnehmer frühzeitig sichtbar wird. So wird der Kinderwagen insbesondere in der Dämmerung und bei Dunkelheit viel besser wahrgenommen.
Auch das 5-Punkt-Gurtsystem gefällt mir, das Handling ist vor allem einfach und mit einer Hand bedienbar. Praktisch, wenn der kleine Fahrgast beim Einsteigen noch etwas zappelig ist. Ein Verdrehen der Gurte sollte bei sachgemäßer Nutzung ausgeschlossen werden können. Apropos Sitz: Der Rücksitz ist angenehm gepolstert. Durch optionales Zubehör kann der Sitzkomfort indes noch gesteigert werden.
Stauraum
Qeridoo hat dem Kidgoo 1 2019 ordentlich Platz zum Transport von Gepäck und Ausrüstung verliehen. Insgesamt stehen vier Staufächer zur Verfügung. Unterhalb des Schiebegriffs befindet sich eine kleine Tasche für Utensilien, die man schnell im Zugriff haben möchte. Wir haben hier die Trinkflasche unseres Jungen, das Handy, Taschentüscher und Krimskrams verstaut.
Für Einkäufe und größeres Gepäck bietet der Kidgoo 1 einen 45 Liter Kofferraum. Hier passen sowohl Wechselgarderobe, Spielzeug, Decken und allerhand anderer Dinge hinein. In der Variante Kidgoo 2 wächst das Volumen um weitere 10 Liter auf 55 Liter an.
Praktisch erweisen sich hier die Magnetverschlüsse des Kofferraums, die einen fummeligen Reißverschluss ersetzen. Um etwas zu einzufüllen oder zu entnehmen genügt es, den Verschluss einfach hoch zu heben. Nach dem Verstauen / Entnehmen lässt man den Deckel einfach wieder los und er liegt dank Magnet sofort in angedachter Position und verschließt den Inhalt. Während Reißverschlüsse bei intensiver Beanspruchung auch kaputt gehen können ist diese Variante wartungsfrei und vor allem praktisch. Als Nachteil würde ich anführen, dass auch Langfinger es einfacher haben, in den Stauraum zu gelangen.
In der Kabine befinden sich im vorderen Teil zwei weitere, kleine Staufächer an den Seiten. Hier können ebenfalls kleine Teile untergebracht werden.
Verdeck & Belüftung
Gleich drei Möglichkeiten bietet der Kidgoo, um das Kind vor äußeren Einflüssen zu schützen.
- Fliegengitter
- Sonnenblende
- Wetterverdeck
Das Fliegengitter soll, wenn ich den Anweisungen des Herstellers folge, immer geschlossen sein um den Passagier vor Steinchen und Insekten zu schützen. Nennt mich altmodisch, aber ich finde einen offenen Kinderwagen durchaus reizvoll. Die Sonnenblende lässt sich in verschiedenen Positionen anbringen, wenn man vorher das Fliegengitter heruntergelassen hat. Ohne Fliegengitter fehlt der benötigte Klettverschluss zur Befestigung. Der Regenschutz besteht aus sehr stabilem und regenundurchlässigen TPU-Material und kommt auch bei den großen Seitenfenstern zum Einsatz. Letztere sind leicht getönt und bieten zusätzlichen UV-Schutz.
Die Handhabung ist insgesamt als einfach zu bezeichnen. Für Sonnen- und Regenschutz gibt es oberhalb zwei Knebelverschlüsse. Möchte man das gesamte 3-in-1 Verdeck verstauen, kann man dieses unterhalb des Dachs in einer dafür vorgesehene Tasche unterbringen.
Ganz gleich, welche Verdeckart grade im Einsatz ist, im Kidgoo 1 wurde auch an ein ordentliches Belüftungssystem gedacht. So befinden sich vorderen Teil zwei Fenster die sich über einen Klettverschluss öffnen lassen. Im hinteren Teil kommt ebenfalls ein Mesheinsatz zum Einsatz, so dass ausreichender Luftaustausch gegeben ist. Praktisch.
Erster Eindruck
Was wäre ein erster Eindruck ohne auf die Optik einzugehen. Ist die Form doch das erste was wir wahrnehmen. Das Modell ist in zwei Farbgebungen erhältlich. Türkis und Grau. Wie unschwer zu erkennen ist, haben wir uns für das dezentere Grau entschieden. Qeridoo und ich scheine eine ähnliche Vorstellung davon zu haben, wie ein Kindersportwagen auszusehen hat, denn das Design finde ich tatsächlich sportlich und gelungen.
Mehr als das Design freue ich mich aber darüber, dass der Kidgoo sich trotz seines Gewichts sehr gut manövrieren lässt. Vor allem mit dem 360° Buggyrad ist er flink und wendig, was bei kurvenreichen Ausfahrten hilfreich ist. Auf langen Graden arretiere ich das Rad und erfreue mich an zusätzlicher Spurtreue.
Da der Wechsel des 3:1 Systems wirklich einfach gelingt, scheue ich mich auch nicht davor, die Vorderräder mehrmals pro Woche zu tauschen oder die Deichsel zu montieren. Es geht einfach und intuitiv, als Eltern ist man routinierte Handgriffe eh gewohnt.
Transportmöglichkeiten
Um den Kidgoo 1 im Auto zu transportieren faltet man ihn vorher auf ein akzeptables Packmaß zusammen. Dazu werden die Räder demontiert, was via Schnellspanner bzw. durch Druck auf den Auslösemechanismus geschieht. Die Kabine faltet ihr noch und dann geht es ab in den Kofferraum.
Zubehör & Ersatzteile
Der Kidgoo 1 lässt sich nach Belieben erweitern. Mit dem Ski & Hike Set bekommt der Kidgoo einen Satz Kufen die ihn auch bei Schnee einsatzfähig halten. Ein passender Fellsack oder eine Tasche für den Schiebegriff sind genauso erhältlich wie Sitzverkleinerer oder zusätzliche Polster. Babyschalen, Adpater, eine Faltgarage und diverses Montagezubehör runden das Gesamtpaket ab. Geht einmal ein Teil verloren oder defekt, bietet Qeridoo ein umfangreiches Ersatzteil-Sortiment, welches bereits in der Bedienungsanleitung abgebildet ist oder über die Webseite des Herstellers eingesehen werden kann.
Technische Details
Länge Trailer-Modus | 150 cm |
Maximale Durchfahrtsbreite | 72 cm |
Höhe Kabine | 90 cm |
Schiebegriffhöhe | 50 – 110 cm |
Verpackungsmaß (LxBxH) | 112 x 36,5 x 61 cm |
Faltmaße (LxBxH) | 113,5 x 68 x 42 cm |
Leergewicht Fahrradanhänger | 19,9 kg |
Maximales Gesamtgewicht | 50 kg |
Kofferraum Volumen | 45 l |
Mindestalter (ohne Zubehör) | 6 Monate |
Mindestalter (mit Zubehör) | 1. Monat |
Höchstalter | 6 Jahre |
Sitzhöhe | 70 cm |
Räder | Luftgefüllte 20″ Laufräder Luftgefülltes 14″ Joggerrad Luftgefülltes 8″ Buggyrad |
Wünsche
Bei allen genannten Vorteilen sollen auch Punkte Erwähnung finden, die ich mir für ein zukünftiges Modell wünschen würde.
- Die Möglichkeit einen Rückspiegel zu montieren (auch wenn sich das mit den Verdeck-Vorstellungen beißt)
- Platz für eine Klingel am Schiebegriff
- Die Montage der Kopfprotektoren vereinfachen
- LED Beleuchtung vorn und hinten
Fazit
Der Qeridoo Kidgoo 1 ist mehr als ein Kinderwagen. Sowohl in puncto Flexibilität, Komfort und Sicherheit gibt er sich keine Blöße und erfüllt alle Erwartungen und Anforderungen mühelos. Mit ihm erlangt man als outdooraffine Eltern ein großes Bewegungsspektrum. Besonders gefällt mir, dass der Wechsel der Räder mühelos von statten geht, er in jedem Gelände eine gute Figur macht und zahlreiche, kleine aber durchdachte Features machen ihn – auch mit Blick auf den vergleichsweise günstigen – Preis zu einer sehr guten Wahl. Die UVP für den Kidgoo 1 liegt bei 549 €, für den Kidgoo 1 Sport werden 649 € UVP aufgerufen.